Reflexintegration
Was ist Reflexintegration?
Reflexintegration ist eine individuell abgestimmte Therapie, um frühkindliche Reflexe basierend auf dem natürlich physiologischen Entwicklungsprozess nachträglich zu integrieren und damit die neuromotorische Reife zu fördern. Sie beinhaltet sowohl passive als auch aktive Bewegungen. Das Kind, die Eltern und der Therapeut oder Trainer wirken gemeinsam.
Wem kann Reflexintegration helfen?
Die Reflexintegration ist für Kinder ab 5 Jahren, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet und kann bei folgenden Problemen helfen:
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Probleme beim Lesen und Schreiben
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Konzentrationsprobleme
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Unruhe
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Probleme mit der Grob- und Feinmotorik
Ist Reflexintegration auch für Babys und Kleinkinder geeignet?
Babys und Kleinkinder benötigen je nach Entwicklungsstand noch einzelne Reflexe. Diese sollten nicht zu früh integriert werden. Zeigt ein Baby oder Kleinkind aber eine Entwicklungsverzögerung oder hat besondere Bedürfnissen, wie z.B. eine infantile Zerebralparese, ist eine Förderung der Entwicklung z.B. durch Neuromotorik frühzeitig zu empfehlen. Elemente aus der Reflexintegration können zusätzlich genutzt werden.
Was sind Reflexe ?
Reflexe sind vom Gehirn festgelegte Bewegungsmuster. Frühkindliche Reflexe ermöglichen es dem Kind bestimmte Bewegungen automatisch, also ohne bewussten Einsatz des Großhirns, ablaufen zu lassen. Sie sind während der Schwangerschaft, für den Geburtsverlauf und für die allgemeine Entwicklung wichtig. Zu den frühkindlichen Reflexen zählen z.B. der Saugreflex, der Greifreflex, der Moro-Reflex oder der symmetrische tonische Nackenreflex.
Ein Beispiel: Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR)
Liegt ein Kind auf dem Rücken und dreht seinen Kopf nach rechts, weil es dort etwas wahrnimmt, läuft ein automatisches reflexartiges Bewegungsmuster ab. Es streckt Arm und Bein der selben Seite, Arm und Bein der anderen Körperhälfte werden hingegen angewinkelt. Dieses festgelegte Bewegungsmuster hilft dem Kind, sich in die Richtung seines Interesses zu bewegen, z.B. zu einem bestimmten Gegenstand, um nach diesem zu greifen.
Ist der Reflex einige Male abgelaufen, übernimmt das übergeordnete Großhirn die Kontrolle über die Bewegung. Der Reflex ist jetzt integriert und das Kind kann den Kopf zur Seite drehen, ohne dass sich Arm und Bein der selben Körperseite automatisch strecken.
Was haben Reflexe mit Lernschwierigkeiten zu tun?
Wird ein Reflex nicht richtig integriert, erzwingt er weiterhin sein festgelegtes Bewegungsmuster und kann bis ins Erwachsenenalter hinein persistieren (weiter bestehen).
Sitzt ein Schulkind mit peristierenden ATNR mit seiner rechten Seite zur Tafel und möchte einen Text abschreiben, bewirkt die Kopfdrehung zur Tafel, dass sich der rechte Arm und das rechte Bein strecken wollen. Das Kind wird gestört und muss bewusst dieser Bewegung entgegenwirken. Das kostet Kraft, Zeit und Aufmerksamkeit. Jetzt kann es den Text lesen und ihn zu Papier bringen. Mit jedem Blick an die Tafel aber wiederholt sich dieser Ablauf. Das Kind ist folglich langsamer und viel schneller erschöpft als sein Sitznachbar.
Stellen wir uns jetzt einen erwachsenen Autofahrer vor, der die Spur wechseln möchte. Er macht einen Schulterblick und dabei bewegt er immer ein bisschen das Lenkrad mit.
Durch einen bestehenden ATNR fällt es schwer, die Bewegung von Kopf und Händen zu differenzieren.
Bei Hirnschädigungen, wie einem Schlaganfall, kann es zu einer erneuten Aktivierung frühkindlicher Reflexe kommen, wenn Bereiche im zentralen Nervensystem geschädigt werden, die bestimmte Bewegungen steuern. Der frühkindliche Reflex, der im Hirnstamm verankert ist, kann jetzt wieder die Führung übernehmen. Daher testen Ärzte zum Beispiel bei neurologischen Schädigungen, ob der frühkindliche Babinski-Reflex wieder vorhanden ist. Ein Reflex, den das Kind zum laufen lernen benötigt.
Ablauf und Kosten einer Reflexintegration
